Oerlinghausen

Deutsche Meisterschaften im Tieftauchen
Treppchenplatz: Bronzemedaille für Ines Jurkschat

Oerlinghausen/Zürichsee (Schweiz). Bei den 6. Deutschen Meisterschaften im Apnoe-Tieftauchen, die in diesem Jahr im Zürichsee (Schweiz) ausgetragen wurden, gelang Ines Jurkschat der Sprung aufs Treppchen. Mitte August fand in Herrliberg (Zürichsee, Schweiz) die Veranstaltung statt. Der Zürichsee bietet aufgrund seiner Tiefe ideale Bedingungen zur Durchführung der Freitauchmeisterschaften. Alle 30 zugelassenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer traten in zwei Freitauchdisziplinen an: Konstantes Gewicht (CWT) und Free Immersion (FIM).
Eine Woche vor dem Start mussten die Teilnehmer ihre Meldetiefen nennen. Diese richten sich allgemein nach den Tiefen, die im Training erzielt werden. Doch im Wettkampf herrschen verschärfte Bedingungen. Die Atemvorbereitungen zum Abtauchen müssen so exakt abgestimmt sein, dass innerhalb eines kurzen Zeitfensters von 30 Sekunden auf Kommando abgetaucht werden kann. Übernimmt sich der Taucher mit der angegebenen Tiefe und kämpft sich wieder an die Oberfläche, kann es beim Aufstieg zu einer Bewusstlosigkeit kommen (sogenannter Black Out).
Nach dem Abschlusstraining in Hemmoor (Kreidesee zwischen Cuxhaven und Stade) standen die Meldetiefen für Ines und Thomas Jurkschat vom Tauchclub Aquatica fest: Ines meldete 33 Meter (CWT) und 30 Meter (FIM), während Thomas 42 Meter (CWT) und 38 Meter (FIM) meldete. Damit blieben beide rund 10 Prozent unter ihren persönlichen Bestleistungen. Diese Sicherheit wurde gewählt, weil es sich beim Zürichsee nicht um das einfachste Freitauchgewässer handelt. An der Oberfläche herrschten zwar angenehme 24 °C, doch unter der Sprungschicht in 10 m Tiefe wurden nur noch 12 °C gemessen. Ab 25 m zeigte das Thermometer erfrischende 6 °C an. Zudem wurde es ab einer Wassertiefe von 10 m schlagartig dunkel, so dass man sich nur noch am Seil orientieren konnte, bevor man die Wendeplatte in der angegebenen Tiefe erreichte. Zum Beweis, dass die angegebene Tiefe erreicht wurde, musste nicht nur ein Tauchcomputer die Tiefe bestätigen, sondern war auch eine kleine Plastikkarte vom Taucher mit zur Oberfläche zu bringen.
Da mit den größeren Tiefen zuerst begonnen wurde, startete zunächst Thomas Jurkschat. ?Rechtzeitig zum Countdown hatte ich meinen Puls im Griff?, sagte Thomas nach dem Versuch. Es folgte ein entspannter Abstieg in die Tiefe. ?Glücklicherweise war an der Wendeplatte eine Lampe installiert, sonst hätte ich diese nicht gesehen!? Bei einem Druck von 5,2 bar in der Tiefe wird die Lunge stark komprimiert. Außerdem macht sich der Tiefenrausch auch beim Freitauchen bemerkbar. ?Es ist, als hätte ich ein paar Glas Sekt getrunken ? doch dieses Gefühl ist beim Auftauchen auch sofort wieder verschwunden?, erklärt Jurkschat die Anzeichen des Tiefenrausches. Nach 1:49 min. war der Tauchgang beendet. An der Oberfläche muss der Taucher ein Oberflächenprotokoll absolvieren, welches bestätigt, dass er noch in Vollbesitz seiner Kräfte ist. Insgesamt reichten die 42 m CWT für einen 5. Platz.
Auch bei Ines Jurkschat zeigte sich kurz vor dem Start die Anspannung und Nervosität, da es nun der letzte Test vor der in zwei Wochen stattfindenden Weltmeisterschaft in Nizza war. Ein weiteres Mal konnte sie aber beweisen, dass sie sich auf die Sekunde genau vorbereiten kann. Bei ihrem perfekten Abtauchen gab es nicht einen Wasserspritzer zu sehen. Nach rd. 35 Sekunden erreichte sie ihre Zieltiefe in 33 m. Etwas mehr Zeit ließ sie sich für den Aufstieg und beendete den Tauchgang souverän nach 1:16 min. Der perfekte Tauchgang wurde mit der Bronzemedaille gekürt.
Am Nachmittag stand die Disziplin Free Immersion auf dem Programm. Beide Athleten gaben für den zweiten Tauchgang etwas geringere Tiefen an. Wiederum startete Thomas als Erstes. Schon beim Eintauchen spürte Jurkschat, dass der Druckausgleich im Ohr nicht funktionieren könnte. Zwar konnte er sich beim Aufwärmen auf 15 m und 25 m eintauchen, doch beim offiziellen Versuch waren bei 27 m beide Ohren dicht. Da die Zieltiefe nicht erreicht wurde gab es Punktabzug. Dennoch reichte es für einen 7. Platz.
Auch für Ines ist Free Immersion nicht gerade die Lieblingsdisziplin. ?Ohne meine Flossen fühle ich mich unwohl?, sagte die 37-jährige vor dem Start. Trotzdem tauchte Ines nervenstark am Seil bis in 30 m Tiefe hinunter, und kam nach 1:33 min. wieder an die Oberfläche. Hierfür gab es leider nur den 4. Platz in einem starken Teilnehmerfeld.
Beide Athleten sind mit ihren Ergebnissen hochzufrieden und Ines blickt nun gelassen und mit Vorfreude auf die bevorstehende Weltmeisterschaft.
Begriffserklärungen:
Konstantes Gewicht (CWT): Mit nur einem Atemzug versucht der Taucher dabei so tief wie möglich und wieder zurück an die Oberfläche zu tauchen. Der Taucher darf zur Überwindung seines eigenen Auftriebs durch den Anzug Gewichte (Blei) tragen, muss aber das gesamte Gewicht, welches er zum Abstieg verwendet, auch aus eigener Kraft wieder zur Oberfläche (deshalb ?konstant?) bringen.
Free Immersion (FIM): Auch hier wird mit nur einem Atemzug getaucht. Der Taucher darf jedoch keine Flossen oder ähnliche Hilfsmittel verwenden. Zur Fortbewegung zieht er sich an einem Seil in die Tiefe und wieder hinauf. (red)



eingetragen: 06.09.2012 - 17:07 Uhr



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