Leopoldshöhe

Podiumsdiskussion der Grünen
?Schule für alle? fördert die Stärken

(gs). So viel Einigkeit herrscht selten bei einer Informationsveranstaltung: Sowohl die Referenten als auch die Zuhörer eines bildungspolitischen Gesprächs der Leopoldshöher Grünen in der neuen Aula setzten sich mit Nachdruck für die »Schule für alle« ein. Von ihr erhoffen sie sich die Lösung so mancher Probleme.
?Eine solche Schule gibt es ja bereits, die Gesamtschule. Aber es gehen nicht alle hin?, erläuterte Heinz-Detlev Gadow, ehemaliger Studienseminarleiter in Bielefeld. Das Prinzip lautet: gemeinsamer Unterricht für alle bis zur Klasse 10. Doch anstatt dieses Beispiel verstärkt anzustreben, gebe es insgesamt mit den Förderschulen elf verschiedene Schultypen, sagte Gadow.
Die Ursache für die Zersplitterung sei kürzlich in einer Fernsehsendung benannt worden. ?Es geht um Abschottung nach unten?, so Gadow weiter, ?die befragten Eltern haben öffentlich erklärt, dass sie Angst haben, Unterschichtkinder könnten ihrem eigenen Nachwuchs die Arbeitsplätze wegnehmen?. Die Bildungspolitik hält Gadow für ?eine der letzten Schlachten der Ständegesellschaft?. Selbst ein ausgewiesener Konservativer sehe dies ähnlich, und er zitierte den Präsidenten des Ifo-Instituts in München, Hans-Werner Sinn: ?Die Spaltung der Gesellschaft wird durch dieses Schulsystem zementiert?.
Die ?Schule für alle? arbeite dem entgegen, so Gadow. Hier seien kleinere Klassen und somit mehr individuelle Förderung möglich, die Lehrkräfte könnten im Team arbeiten und selbst die lange und teure Schülerbeförderung entfalle. ?Schwächere Schüler profitieren von dem System ebenso wie stärkere, weil sie ihren Mitschülern etwas erklären können?. Denn nicht Reproduzieren, sondern Konstruieren sei das Kennzeichen der ?Schule für alle?, sagte Gadow.
Dr. Gerfried Stanzel von der Initiative ?Eine Schule für alle? und früherer Leiter der Felix-Fechenbach-Gesamtschule in Leopoldshöhe, drückte es so aus: ?Selbst erfahren statt belehren? laute das Ziel. Außerdem müsse der Unterricht in heterogenen (gemischten) Gruppen erfolgen. Das bisherige Prinzip ?Wer nicht hineinpasst, fliegt raus? habe nur bewirkt, dass Deutschland zum ?Weltmeister im Sitzenbleiben? wurde.
Teurer Nachhilfeunterricht werde dann überflüssig, ergänzte Uwe Scheele, der heutige Leiter der Gesamtschule. Es müsse erkannt werden, dass Schüler sehr unterschiedliche Individuen sind und einen eigenen Lernrhythmus benötigten. ?Wer in seinem eigenen Tempo lernen kann, wird auch Erfolge haben?. Allerdings sei dafür viel mehr Zeit erforderlich, auch für die Benotung müsse neu ausgerichtet werden, räumten die Experten ein. Die ?Schule für alle? betone gerade nicht die Schwächen, sondern die Stärken von Schülern. Dies fördere das Selbstwertgefühl und die Eigenmotivation.
Die Verfechter der ?Schule für alle? wollen jetzt die Öffentlichkeit für ihre Idee gewinnen und sich stärker mit anderen Einrichtungen in Leopoldshöhe vernetzen, die als Bündnispartner in Frage kommen. (red)


Foto 1: Als Experten waren sich Andreas Bruck von den Grünen Leopoldshöhe, Dorothee Schmitz-Wehmöller (Kompetenzzentrum Gütersloh), Dr. Gerfried Stanzel, Heinz-Detlef Gadow und Uwe Scheele über die Vorteile der ?Schule für alle? einig.




eingetragen: 16.04.2010 - 11:23 Uhr



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