Oerlinghausen

Brot, geräucherter Lachs und Arbeitsweisen wie vor 10.000 Jahren
Steinzeittag im archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen

Oerlinghausen. ?Wie war das Leben in der Steinzeit? Mit dieser Frage beschäftigen sich viele Spezialisten in der ganzen Welt. 30 Experten aus ganz Europa weilten kürzlich im archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen, um den Besuchern das Thema lebendig näher zu bringen.
Gleich zu Beginn des Rundgangs hörte man Töne aus dem Rheinland: ?Blumammu? alias Hartmut Albrecht zeigte den kleinen und großen Gästen auf eindrucksvolle Weise, wie schnell man in der Steinzeit Feuer machte, zeigte das Speerschleudern oder zerkaute Holzkohle, um mit dem ?Ergebnis? seinen Handabdruck zu ?malen?. Unterstützt wurden die lebendigen Vorführungen des Aacheners durch den rheinischen Dialekt ? kein Wunder, dass die Menschen bei ?Blumammu? länger verweilten und dieser kaum eine Pause einlegen konnte. Zur Steinzeit hatte der Teutoburger Wald mehr zu bieten als zur Varusschlacht. Der Rand des ?Teuto? war ein ideales Siedlungsgebiet für steinzeitliche Jäger und Sammler. Mit relativ kleinem Arbeitsaufwand konnten die Leute früher auf die unterschiedlichsten Weise an Nahrung kommen. Deshalb wurden auch auf kleinem Raum viele steinzeitliche Funde im Teutoburger Wald dokumentiert. Die Alt- und Mittelsteinzeit war außerdem die letzte Epoche, in der die Senne durch ihre natürlichen Voraussetzungen für dem Menschen einen guten Lebensraum darstellte.
?Doch das Leben war auch sehr anstrengend?, verdeutlichte ?Blumammu? seinen staunenden Zuhörern, ?denn zum Abziehen einer Sehne am Bogen war ein Kraftaufwand von 35 Kilogramm nötig?. Er zeigte auch wie man einen Bogen baut, die Pfeilspitzen herstellt und erklärte, dass die Menschen in der Steinzeit nicht hinter dem Wild her waren, sondern auf einen Abschuss warteten. Auch die Funktion eines Beiles oder einer Harpune, alles in mühseliger Handarbeit gefertigt, wurde auf eindrucksvolle Weise von dem Experten erklärt.
Einige Meter weiter: Andreas Benke aus Levelingen bei Helmstedt beschäftigt sich mit so genannten ?Feinarbeiten?, dem Herstellen von Klingen. Durch die Druckretusche werden Klingen und kleinere Gerätschaften grob geformt, um später im Feinschliff ihre endgültige Form und die Schärfe zu bekommen. ?Da kommt es schon mal vor, dass ein verheißungsvoller Schlag alles kaputt macht und oft die Arbeit von Stunden zunichte macht?, so Benke gegenüber dem Oerlinghauser Blatt. Natürlich war auch für das leibliche Wohl gesorgt: Hans-Joachim Bandelow sorgte im altertümlichen Ofen für steinzeitliches Brot, und an einem Stand fanden ?Steinzeitnutellabrot?, Rentierschinken, diverse Säfte und andere Leckereien ihre Abnehmer. Mit der Fischerei und Zubehör beschäftigt sich Jörg Nadler aus Schleswig/ Schley seit Jahren. In einem speziell gebauten Ofen wurden Lachs und Forellen auf Buchenholz geräuchert und mit Wacholderbeeren gewürzt. Gemeinsam mit Sylvia Krumbach, die sich mit der Kleidung in der Steinzeit beschäftigt, arbeitet Nadler an ?Projekten zur lebendigen Geschichte? mit. (red)


Foto 1: ?An der Räucherei hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert?, so Jörg Nadler aus Schleswig

Foto 2: Leckeres Steinzeitbrot im alten Ofen wurde von Hans-Joachim Bandelow gebacken.

Foto 3: Für die kleinen Besucher stand das ganze Spektrum museumspädagogischer Arbeit bereit

Foto 4: ?Blumammu? alias Hartmut Albrecht machte die Besucher mit verschiedenen Arbeitsweisen vertraut.

Foto 5: Andreas Benke stellt mittels Duckretusche Klingen und kleinere Gerätschaften her.




eingetragen: 17.08.2007 - 10:06 Uhr



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