Lage

Kleine Ersthelfer ganz groß
Johanniter unterrichten an lippischen Schulen

Fabian Rieke überlegt einmal kurz, dann steht seine Entscheidung fest: Er bringt das ?Unfallopfer? zunächst in stabile Seitenlage, anschließend wird die Blutung am Kopf gestillt. Fabian hat als Ersthelfer bei diesem Einsatz alles richtig gemacht. Und das, obwohl er erst zehn Jahre alt ist. Gelernt hat er die richtigen Handgriffe in der Grundschule Heiden ? im Unterricht der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH).

Die Johanniter bilden gegenwärtig an lippischen Schulen Ersthelfer aus. Sie setzen damit ein Programm des Innenministeriums um. In Berlin hatten die Verantwortlichen nämlich nach dem Elbehochwasser 2002 festgestellt, dass bei großen Schadenslagen viel zuwenig Menschen in der Lage sind, Erste Hilfe zu leisten. Das soll mit diesem Programm geändert werden. Zielgruppe sind jedoch nicht Erwachsene sondern Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis 16 Jahren. ?Das sind die Ersthelfer von morgen?, weiß Jürgen Ahrendt, der die Ausbildung für die JUH in Lage und Detmold organisiert.
Dort beteiligt sich nicht nur die Grundschule Heiden an dem Programm. Auch die Grundschulen in Waddenhausen und Hörste, die Grundschule Klüt und die Detmolder Bachschule, die Irmela-Wendt-Schule in Pottenhausen, die Albert-Schweitzer-Schule in Hagen, die Heinrich-Drake-Realschule Detmold, sowie das Grabbe-Gymnasium lassen ihre Schülerinnen und Schüler in Erster Hilfe ausbilden.
Ähnliche Aktionen sind auch in Bad Salzuflen und Blomberg geplant. Besonders erfreut zeigt sich Ahrendt über das Engagement der Realschule Lage, wo im Anschluss an die Ausbildung sogar ein Schulsanitätsdienst aufgebaut werden soll.

Für die Viertklässler in Heiden spielen solche Überlegungen dagegen keine Rolle. Fabian und sein Klassenkamerad Jan Niklas Grote, der das bewusstlose Unfallopfer mit Kopfverletzung darstellt, freuen sich vielmehr über die praktischen Übungen. ?Das ist eine schöne Abwechselung,? ist man sich in der 4a einig. Insgesamt zwölf Schulstunden stehen für die Schülerinnen und Schüler auf dem Programm: Sie üben Sofortmaßnahmen am Unfallort, Retten aus dem Gefahrenbereich, Schocklage, Blutstillung, Herz-Lungen-Wiederbelebung und die Versorgung von Knochenbrüchen oder Hitzeschäden.
?Das ist ein anspruchsvolles Programm?, meint Lehrerin Gabriela Assmann, während sie die Übungen verfolgt. ?Aber der Unterricht der Johanniter kommt gut an, insbesondere wegen des hohen Praxisanteils. Gerade bei Grundschülern ist es wichtig, dass man ihnen nicht nur zeigt wie es geht. Sie müssen selbst aktiv sein.? So ist die Pädagogin sicher, dass die Kinder tatsächlich von diesem Erste-Hilfe-Kurs profitieren werden. ?Wir haben hier bald Fahrradprüfungen. Allein vor diesem Hintergrund sind die Übungen sinnvoll. Natürlich wird bei den Schülern eine gewisse Unsicherheit bleiben, wenn sie wirklich Unfallopfer versorgen müssten. Aber das ist bei Erwachsenen nicht anders. Und letztlich wissen die Kinder im Ernstfall dann doch, was sie tun müssen.? Fabian Rieke hat?s bewiesen. (red)

Foto 2: Unter den kritischen Augen von Johanniter-Mitarbeiter Jürgen Ahrendt versorgt Fabian Rieke den ?verletzten? Jan Niklas Grote ? mit Erfolg.

Foto 3: Michelle Büchler (links) und Charlene Randlis aus der Klasse 4a der Grundschule Heiden können nach zwölf Stunden Erste-Hilfe-Training bei den Johannitern auch selbst Verbände anlegen



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eingetragen: 22.06.2005 - 15:37 Uhr