Oerlinghausen

Oerlinghauser Kunstverein dankt Gisela Burkamp

Oerlinghausen (gs). Es war eine bewegende Feier. 30 Jahre lang hat Gisela Burkamp die Ausstellungen des Kunstvereins Oerlinghausen organisiert. Jetzt entschied sie sich, die Aufgabe abzugeben. Zahlreiche Künstler und Weggefährten bedankten sich im Bürgerhaus für ihr weithin anerkanntes Engagement.
Als Kunsthistorikerin und Kritikerin sei Gisela Burkamp nicht nur beruflich dem Metier verbunden, sagte die Vorsitzende des Kunstvereins, Isolde Müller-Borchert. Sie sei ebenso eine leidenschaftliche Kunstliebhaberin und exzellente Beobachterin. Sie verstehe ihre Aufgabe darin, ?nicht nur aus der Distanz, sondern aus der Mitte der Kunst heraus? ihre Kenntnisse weiterzugeben. Sie stehe in engem Kontakt zu international renommierten Künstlern, habe zugleich neue Trends aufgespürt, junge Künstler entdeckt und gefördert sowie die ehemalige Oerlinghauser Synagoge als Ausstellungsort im Blick gehabt. ?Du bist geradezu eine Institution in der Kunstszene?, formulierte Isolde Müller-Borchert, ?der Oerlinghauser Kunstverein bedauert sehr, dass Du uns nicht mehr zur Verfügung stehst. Aber wir respektieren deine Entscheidung?.
Dem konnte Hans-Jörg Pfitzner vom Bielefelder Kunstverein nur beipflichten. ?Sie war die Initiatorin für die Ausstellungstätigkeit unseres Vereins?, sagte er. Als das Museum Waldhof stillgelegt werden sollte, habe sie sich als ?wunderbare Helferin und Unterstützerin? erwiesen. Die folgende Ausstellung mit Werken von Günther Uecker sei dann ein »grandioser Paukenschlag« gewesen. Zahlreiche weitere Kunstschauen, die Gisela Burkamp in Bielefeld begleitete und kuratierte, sollten folgen. In den 30 Jahren hat sie insgesamt 150 Ausstellungen verantwortet.
Ihre Einführungen seien jedes Mal wohltuend gewesen, sagte Pfitzner. ?Man hat immer das Gefühl, hier spricht jemand von innen heraus, mit einem großartigen Einfühlungsvermögen und Gespür für den Künstler?. Er dankte ausdrücklich auch dem Ehemann Dieter Burkamp, ?der im Hintergrund die Fäden gezogen hat?.
Ina Langner vom Kunstverein Goslar erinnerte daran, dass Gisela Burkamp 25 Jahre lang Ausstellungen im Museum Mönchehaus betreut hat. Alexander Grube fasste seinen Dank in poetische Worte, während Gerd Eckel die Hoffnung zum Ausdruck brachte, es werde nur ?ein relatives Ende der Tätigkeit? als künstlerische Leiterin sein. ?Einen vollständigen Rückzug kann ich mir nicht vorstellen, das wärest nicht du?, sagte er.
Der Kunstverein hat entschieden, dass es keinen Nachfolger geben wird. Trotz mehrjähriger Suche fand sich niemand, der die fachliche Qualifikation gehabt hätte und noch dazu bereit gewesen wäre, ehrenamtlich zu arbeiten. Das künftige Programm wird daher von einem siebenköpfigen Beirat bestimmt, dem Gisela Burkamp allerdings noch beratend angehören wird.
Mit sehr persönlichen Worten bedankte sich der polnische Künstler Zygmunt Januszewski bei Gisela Burkamp für die stete Förderung. Auf ihre Initiative hin konnte er 1982 erstmals seine Werke in Deutschland zeigen. Gemeinsam mit seinem Künstlerfreund Fred Schierenbeck unternahm Januszewski einen humorvollen Rückblick auf die vergangenen 30 Jahre. Jetzt ist in der ehemaligen Synagoge eine Ausstellung zu sehen, die Gisela Burkamp vorab noch nicht kannte. Es handelt sich um 55 Werke von Künstlern, die sich schon in Oerlinghausen vorstellen konnten. Der Kunstverein sprach von einer Finissage. Schierenbeck und Januszewski meinten unter Anspielung auf den Titel: ?Was meint eigentlich der Begriff Finissage?? ? ?Nun, es bedeutet, eine Ausstellung ist zu Ende ? und die nächste fängt dann an?. Im Anschluss an die Feierstunde betrat die Gisela Burkamp die ehemalige Synagoge diesmal nicht als Kuratorin, sondern als erste Besucherin.
Fotos: Günter Schröder (red)

Foto 1: Gisela Burkamp öffnet die Tür zu der Überraschungsausstellung, die sie im Vorfeld noch nicht kannte.

Foto 2: 55 Werke von Künstlern, die bereits in Oerlinghausen ausgestellt haben, sind gegenwärtig in den Räumen des Kunstvereins zu sehen.



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eingetragen: 01.12.2011 - 08:33 Uhr