Leopoldshöhe

Gefährdetenhilfe in Helpup besteht sechs Jahre
Wohngemeinschaft hilft gefährdeten jungen Männern

Oerlinghausen/Leopoldshöhe (gs). Wenn die Probleme zu groß werden, greifen Menschen nicht selten zu Alkohol oder Drogen. Die Folgen: Sucht und Kriminalität. Die Gefährdetenhilfe Helpup e.V. bietet hier einen Ausweg an. ?Gemeinsam schaffen wir das?, heißt es in der Wohngemeinschaft für junge Männer. Die Idee entstand im Gefängnis. Regelmäßig besucht ein Jugendkreis der Mennoniten-Brüdergemeinde junge Strafgefangene in Bielefeld. In den Gesprächen stand dann die Frage im Raum: ?Es ist ja schön, von Gott zu hören, aber was nützt mir das, wenn wir später hier raus kommen??
In Bad Eilsen und Blomberg entstanden die ersten drei Wohngemeinschaften des Vereins Gefährdetenhilfe. Er betrachtet jeden Einzelnen als ein von Gott geschaffenes und daher wertvolles Individuum. Seit sechs Jahren existiert auch in Helpup eine Einrichtung. In der Mühlenstraße wurde auf der Grenze zwischen Helpup und Greste ein geeignetes Haus gefunden. In Eigenleistung wurde es umgebaut, seit fünfeinhalb Jahren wohnen hier junge Männer, die in einer familiären Umgebung Hilfe finden.
?Wir nehmen nur Menschen auf, die ehrlich bereit sind, an sich zu arbeiten?, sagte Viktor Brakowski, der Vorstandsvorsitzende der Gefährdetenhilfe. Nach vierzehntägiger Probezeit wird von den Bewohnern erwartet, dass sie sich voll und ganz auf die neue Umgebung einlassen. Dazu zählen: Der Tagesablauf wird so normal wie möglich gestaltet. Auf Drogen (auch auf Zigaretten) muss komplett verzichtet werden. Leben, Arbeit und Freizeit geschieht gemeinsam, weil es dann leichter ist, sein Leben zu ändern. Bibelarbeit und Gottesdienste sind wesentliche Elemente der seelsorgerisch ausgerichteten Gefährdetenhilfe.
?Im ersten halben Jahr arbeiten wir dann intensiv mit dem Menschen ? therapeutisch und am Herzen?, erläuterte Brakowski. Dies geschieht zunächst durch Gespräche. Wie Probleme und Konflikte bewältigt werden können, soll im täglichen Zusammenleben trainiert werden. Im zweiten halben Jahr stehen dann praktische Arbeiten an. Um Aufträge zu erledigen, wurde Anfang des Jahres eigens eine gemeinnützige GmbH gegründet. Der Zweckbetrieb umfasst Garten- und Landschaftsbau, Malerarbeiten, kleinere Umzüge und Entrümpelungen. Hier lernen die jungen Männer nicht nur handwerkliche Fähigkeiten. ?Wichtig ist, dass sie zunächst mal einen Acht-Stunden-Tag durchhalten?, sagte Brakowski weiter. Korrektes Verhalten, Kundenkontakte, Kritik annehmen sowie das Aushalten von Frustration gehören dazu.
Die Wohngemeinschaft umfasst derzeit neun junge Männer. Als ?Hauseltern? sind Irene und Georg Harder stets ansprechbar, denn mit ihren eigenen drei Kindern leben sie ebenfalls dort. In dem Haus an der Mühlenstraße bieten sie den Bewohnern eine familiäre Atmosphäre. ?Es ist schon so, dass die Jungs mich Papa nennen?, berichtet Georg Harder. Die Gefährdetenhilfe ist eine Laienbewegung. Wie alle Mitarbeiter hat sich Georg Harder - ursprünglich Handwerker - seine Kenntnisse im Selbststudium und durch externe Kurse beigebracht. Ehrenamtliche Unterstützung leisten außerdem das Ehepaar Lena und Eugen Hoffmann sowie Vitali Ster. Diese Art der Betreuung garantiere den Erfolg der Arbeit der Gefährdetenhilfe, sagte der Vorstandsvorsitzende Viktor Brakowski. ?Es entsteht eine emotionale Bindung. Die Bewohner spüren, dass kein professionelles, sondern ein echtes Interesse an ihnen besteht?. (red)

Foto 1: Im Gespräch mit Leopoldshöhes Bürgermeister Gerhard Schemmel (rechts) erläuterten Viktor Brakowski (links) und Georg Harder die Arbeitsweise der Gefährdetenhilfe.

Foto 2: Mit einem Tag der offenen Tür stellte sich die Wohngemeinschaft in dem Haus an der Mühlenstraße kürzlich den Nachbarn und weiteren Interessenten vor.



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eingetragen: 03.11.2010 - 10:38 Uhr