Oerlinghausen

Selbsthilfegruppe ?Pflegende Angehörige? trifft sich wieder

(gs). ?Selbsthilfegruppen bewirken viel ? auch in Oerlinghausen? lautete das Thema einer Informationsveranstaltung im Evangelischen Altenzentrum. Die Anwesenden waren sich einig: Die Arbeit in den Gruppen soll neuen Schwung erhalten, und dazu entwickelten sie interessante Lösungsvorschläge. Auch die Gruppe ?Pflegende Angehörige? plant im Juli einen Neustart.
Wer seine erkrankten Familienmitglieder pflegt, benötigt auch selbst Hilfe: Schon die Möglichkeit, sich auszutauschen und gegenseitig zu informieren, kann hilfreich sein. Aus diesem Grund haben Helga von der Eltz und Inge Pohl-Kindermann seit 2000 pflegende Angehörige zu einem regelmäßigen, gemeinsamen Frühstück eingeladen. Das Treffen fand ein Mal im Monat statt und dauerte zwei Stunden. ?Die Betroffenen kamen für kurze Zeit aus der belastenden Fürsorge und befanden sich dennoch in einem geschützten Rahmen?, erläuterte Helga von der Eltz. Diese kurze ?Auszeit? wurde sehr gut angenommen, es fanden sehr intensive Gespräche statt. ?Es konnte ja alles offen angesprochen werden, weil alle gleichermaßen betroffen waren?.
Im Laufe der Jahre wurde die Gruppe jedoch immer kleiner und zerfiel schließlich, nicht zuletzt weil Angehörige verstarben. Doch meldeten sich immer wieder neue Interessenten, die viele Fragen hatten. ?Es waren vor allem junge Menschen, die sich im Internet informierten und meine Telefonnummer entdeckt haben?, sagte Helga von der Eltz, ?es besteht also weiterhin hoher Informationsbedarf?. Allerdings möchte sie sich nicht auf telefonische Beratungen beschränken: ?Selbsthilfe bedeutet ja ursprünglich etwas anderes, nämlich Austausch und gegenseitige Stützung?.
Viele pflegende Angehörige möchten die Erkrankten nicht allein lassen. Auch hier haben Helga von der Eltz und Inge Pohl-Kindermann eine Lösung: Sie fanden drei Oerlinghauser Frauen mit einer Fachausbildung, die sich bereit erklärt haben, für die Zeit des Frühstücks einzuspringen und bei den Angehörigen zu bleiben. ?Für dieses Angebot sind wir ihnen sehr dankbar, denn das bedeutet wirklich eine große Entlastung?, sagte Helga von der Eltz. Selbstverständlich findet vorab ein ausführliches Gespräch statt, um sich kennen zu lernen und Vertrauen aufzubauen. Die Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige trifft sich erstmals wieder am Samstag, 3. Juli, ab 9 Uhr im Evangelischen Altenzentrum, Robert-Koch-Straße 21. Informationen vorab unter Tel. 05202 71343.
Monika Diener von der Lippischen Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (Likis) in Detmold bietet auch allen weiteren Gruppen in Oerlinghausen ihre Unterstützung an. Besonders starke Nachfrage gebe es von psychisch Erkrankten und Spielsüchtigen. Um die Gründung von Selbsthilfegruppen zu unterstützen, hat die Likis sogenannte Ingangsetzer ausgebildet. ?Sie sollen wie Hebammen bei der Geburt von Gruppen mithelfen?, sagte Monika Diener. ?In Skandinavien wurden bereits gute Erfahrungen gemacht.? Die »Ingangsetzer« sollen lediglich die Startphase begleiten, aber die Gruppenarbeit nicht selbst erledigen. Auch in langjährig existierenden Gruppen, die sich in einer schwierigen Phase befinden, können die geschulten Helfer neue Anregungen geben. ?Leider tauschen sich durchschnittlich nur 4 Prozent aller Betroffenen in Selbsthilfegruppen aus?, so Monika Diener. ?Dabei zeigt sich immer wieder: Gemeinsam ist man stärker.?

Foto: Günter Schröder (red)

Foto 1: Im Gespräch mit Monika Diener (Mitte) von Likis kündigten Helga von der Eltz (links) und Inge Pohl-Kindermann an, dass die Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige neu belebt werden wird.



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eingetragen: 01.06.2010 - 11:29 Uhr