Leopoldshöhe

Chatten im Internet: Faszination mit Gefahren
Missbrauch im Internet: Ein Vortrag in der Gemeindebücherei

Leopoldshöhe. Das Internet nimmt einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung von Kinderpornographie. Produzenten und Besitzer von Kinderpornofilmen müssen vielerorts mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen - zu Verurteilungen kommt es aber nur in wenigen Fällen. Aufgrund der Anonymität des Internets und der Komplexität hinsichtlich der Aufdeckung und Beseitigung der weltweit verbreiteten "Schmuddel"-Seiten ist es für deren Betreiber ein leichtes sich der Strafverfolgung zu entziehen. In der Gemeindebücherei war jüngst Vera Cawalla zu Gast. Sie arbeitet in der Präventions- und Beratungsstelle der Stadt Löhne und hielt einen Vortrag über den Missbrauch im Internet.
?Surfen und Chatten übt eine große Faszination aus ? sowohl auf Eltern als auch auf Kinder. Vielen Kindern und Eltern sind jedoch die Gefahren des Internet nicht bewusst?, so Cawalla gegenüber dem Leopoldshöher Blatt, ?das Ausmaß der sexuellen Übergriffe im Internet und die Strategien der Täterinnen und Täter werden unterschätzt. Deshalb wundert es mich auch nicht, wenn nicht so ganz viele Besucher gekommen sind. Denn das Thema ist bei uns noch nicht so ganz durch?. Dennoch erlebten die gut ein Dutzend Zuhörer einen spannenden und informationsreichen Abend.
?Chatten und Surfen im Internet beginnt allgemein ab dem fünften Schuljahr?, so die Referentin weiter, ?ab dem sechsten beziehungsweise siebten Schuljahr haben die Mädchen und Jungen überwiegend Chat-Erfahrung?. Das Vorgehen von Internettätern, die sich oft auch als Gleichaltrige ausgeben, sieht folgendermaßen aus: Es wird versucht, sich durch Gespräche und Ausfragen das Vertrauen der Kinder zu ?erschleichen?. Zunächst wird nach den Lebensumständen gefragt, später erweitert sich der Chat auf Freundschaft, Liebe und Sexualität. Oftmals werden mit leeren Versprechungen wie ?Ich habe hier Fotos von süßen Hundewelpen? die Email-Adressen ausfindig gemacht und der kindliche oder jugendliche Chat-Teilnehmer unaufgefordert mit Pornofotos ?überrascht?. Diesen Fotos sind die Kinder schutzlos ausgesetzt, die nächste Täterstrategie ist eine Verabredung mit dem potentiellen Opfer. Oftmals werden sie auch animiert, eigene Fotos zu senden. ?Auch wenn es nur ein Bikini-Foto ist?, sagte Cawalla weiter, ?ist es brandgefährlich. Denn die Jugendlichen wissen ja gar nicht, was mit ihren Köpfen alles gemacht werden kann?. Die Tätermasche gehe laut Cawalla soweit, dass Kinder durch Anbieten einer Karriere als Model oder Geldgeschenken gelockt werden. In anderen Fällen kommt es zu Erpressungsversuchen, indem die Köpfe auf Pornomaterial ?kopiert? werden. Die sexuelle Ausbeutung im Internet ist seit April 2004 verboten, auch wenn kein persönlicher Kontakt zustande kommt. ?Selbst als Beweismaterial dürfen sie kein Foto weiterschicken?, appellierte Cawalla an die Eltern und Lehrer, ?denn das wäre Verbreitung von pornographischem Material und sie wären dran. Einzige Möglichkeit: Das Foto auf dem Rechner sichern und die Polizei hinzu ziehen?.
Die Jugendlichen zu sensibilisieren sei eine ganz wichtige Sache, so die Referentin weiter. So sollten Eltern sich mit dem Thema befassen, selbst das Chatten erlernen und den Kindern empfehlen, vorsichtig mit eigenen Informationen und Fotos umzugehen. ?Ein großer Fehler ist es, das Chatten zu verbieten?, so Cawalla weiter, ?man hat ja auch viele Vorteile wie die Unterhaltung mit Freunden und aus dem eigenen Zimmer die Welt kennen zu lernen?. Eltern sollten gemeinsam mit ihren Kindern Strategien zur Abgrenzung zu entwickeln. Im ?Falle eines Falles? rät Cawalla Ruhe zu bewahren, ein Internetprotokoll (Uhrzeit, Provider, Chatdialog speichern) anzufertigen und die Angelegenheit mit dem Nachwuchs zu besprechen. (red)

Foto 1: Interessant und sehr informativ, aber leider nicht so gut besucht: Der Vortrag von Vera Cawalla über Missbrauch im Internet



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eingetragen: 13.03.2007 - 17:04 Uhr