Oerlinghausen

Simultanschach in Oerlinghausen
Dreizehnjähriger Nationalspieler schlug sie alle

(gs). Er kam, sah und siegte: Matthias Blübaum, dreizehnjähriges Nachwuchstalent aus Lemgo, entschied das erste Simultan-Schachturnier in Oerlinghausen ganz klar für sich. Nach drei Stunden hatte er alle 18 Gegner geschlagen. Selbst erfahrene Spieler konnten nicht einmal ein Remis herausholen.
Richard Mede, früherer Lehrer und Leiter der Schach-Arbeitsgruppe an der Heinz-Sielmann-Schule, ahnte es bereits. ?Der wird uns ganz schön abziehen?, meinte er vor Beginn des Wettkampfs. Mede war einer von 18 Freunden des königlichen Spiels, die im Bürgerhaus der Bergstadt eine besondere Herausforderung suchten. Als Beitrag zur Aktion Stadtbuch (?Die Schachspielerin?) richteten der Förderverein der Stadtbibliothek, der Schachklub Tönsberg und die Schach-AG das allererste Simultan-Turnier in Oerlinghausen aus. Als Ehrengast war Matthias Blübaum eingeladen worden. Er ist nicht nur Mitglied im Schachklub Königsspringer Lemgo und spielt in der Regionalliga, sondern kehrte soeben von der Jugend-Weltmeisterschaft in Griechenland zurück.
Zwei Wochen lang vertrat er die deutschen Farben in einem Luxushotel in Porto Carras. In der Altersklasse U 14 erreichte er ?ein sehr gutes Ergebnis?, wie Bernhard Kaczmarek, Vorsitzender des Schachklubs Tönsberg Oerlinghausen, bemerkte. ?Er ist im vorderen Drittel gelandet, nur knapp hinter den Medaillen?. Dass der Schüler eine erstaunlich hohe Spielstärke aufweist, nötigte Kaczmarek zusätzlich Respekt ab. (Seine ?Deutsche Wertungszahl? beträgt 2.222, Weltmeister rangieren ab 2.800.)
Trotz der Lobeshymnen gab sich der Gymnasiast bescheiden. Matthias Blübaum verriet, dass er bereits seit seinem sechsten Lebensjahr das Brettspiel mit den schwarzen und weißen Figuren beherrscht. Inzwischen ist er auch schon bei mehreren Europa-Meisterschaften angetreten, eine Simultanveranstaltung hat er jedoch noch nie bestritten. Vollkommen in sich ruhend, meinte er zu seiner Premiere: ?Nein, eine besondere Strategie habe ich nicht. Ich schaue einfach mal?.
Und das Schauen ging beeindruckend schnell. In Windeseile erfasste er die Situation auf dem Brett, machte seinen Zug und wandte sich schon dem nächsten Spieler zu. Nur gelegentlich benötigte er ein, zwei Augenblicke um nachzudenken. Während seine Gegner bequem auf Stühlen saßen und genügend Zeit zum Grübeln hatten, eilte Matthias Blübaum von Brett zu Brett. Drei Stunden lang, ohne Pause.
?Eine hervorragende Leistung; er hat auch drei erfahrene Mannschaftsspieler ohne Erbarmen in die Schranken verwiesen?, meinte Bernhard Kaczmarek voller Anerkennung, ?ich selbst habe ein ?Budapester Gambit? gespielt. Es hat eine Häufigkeit von ein bis zwei Prozent, aber nicht einmal damit konnte man ihn überraschen?. So war es kein Wunder, dass die 18 Mitspieler ihm am Ende Applaus gespendet haben.
Als bester jugendlicher Spieler durfte Simon Belte aus Stukenbrock ein Schachset mit nach Hause nehmen. Der einzigen Teilnehmerin, Ingrid-Eve Dietrich, überreichte Dr. Bernd Meyer vom Förderverein der Stadtbibliothek einen Blumengruß. Mit einem Büchergutschein dankte er dem absoluten Sieger Matthias Blübaum für seine Teilnahme und gratulierte zum Erfolg.
Für die Schachfreunde in Oerlinghausen wird das Turnier noch ein ?Nachspiel? haben. ?Der Schachklub und die Schach-AG die Sielmann-Schule werden jetzt auf jeden Fall enger zusammenrücken?, meinte Bernhard Kaczmarek, ?und im kommenden Jahr wird es wieder einen Simultanwettbewerb geben?. (red)

Foto 1: Matthias Blübaum (links) stellte sich in Oerlinghausen 18 Mitspielern gleichzeitig. Es war seine erster Simultanwettbewerb. Hinten: Dr. Bernd Meyer vom Förderverein der Stadtbibliothek, rechts: Bernhard Kaczmarek vom Schachklub Tönsberg.

Foto 2: Als einzige Frau beteiligte sich Ingrid-Eve Dietrich an dem Turnier. Dr. Bernd Meyer ernannte sie daher an die Anlehnung an den Buchtitel zur ?Oerlinghauser Schachspielerin?.



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eingetragen: 18.11.2010 - 12:32 Uhr