Oerlinghausen

Römische Medizin im Freilichtmuseum
Von Skalpellen, Zahnzangen, Schädelbohrern und Wundhaken

(gs). Im ?normalen? Leben ist Friso Krüger aus Lüneburg staatlich geprüfter Heilpraktiker mit Spezialgebiet Chiropraktik. Sein Hobby ist die ?römische Medizin?, die er jüngst im archäologischern Freilichtmuseum Oerlinghausen vorstellte.
?Auch in früheren Zeiten wurden bereits Zähne geputzt?, so Krüger, ?und zwar mit einem Öl, dass mit den Fingern verteilt wurde. Zahnbürsten gibt es erst seit dem Jahr 1710?. Auch Bruchbänder zur Heilung von Leistenbrüchen gab es im Mittelalter schon, unter einen Ledergürtel wurde eine Kugel geschoben. ?Wunden wurden am besten mit kaltem Wasser ausgewaschen und genäht wurde mit gebogenen Nadeln?, so der Experte weiter, ?die dafür verwendeten Leinenfäden riefen aber häufig Entzündungen hervor?. Als leichtes örtliche Betäubungsmittel diente Hirschhornsalz, für schwerere Eingriffe wurden die Patienten mit Opium ?vollgepumpt?. Weiterhin demonstrierte Krüger, wie mittels einer Spezialzange Blasensteine entfernt wurden, auch eine altertümliche Zahnzange gehört zu seinen Utensilien. Mit Wacholderbeeren wurden im Mittelalter marode Zähne gespalten, damit man sie hinterher besser ziehen konnte. Friso Krüger zeigte den interessierten Besuchern außerdem diverse Skalpelle mit verschiedenen Klingenformen. Auch Amputationen gab es damals schon - sie dauerten zwischen 30 Sekunden und 5 Minuten, während es heutzutage eine dreiviertel Stunde in Anspruch nimmt. Auch einen Schädelbohrer und Wundhaken zum Auseinanderziehen von Wundrändern hatte Krüger dabei, die medizinischen Werkzeuge waren in der Regel aus Bronze gefertigt. Der Experte für ?römische Medizin? hat teilweise Geräte in seinem Besitz, die 2.000 Jahre alt sind ? den Rest hat er nach Aufzeichnungen nachgebaut. ?Aus klassischer Sicht der Medizin gingen die Römer nicht nach normalen Synthomen, vielmehr suchten sie bei Krankheiten oft einen Tempel auf. Hier wollten sie erfahren, was für eine Erkrankung sie haben?.

Fotos: Günter Schröder (red)

Foto 1: Die umfangreiche Palette aus Pulvern und medizinischen Geräten der Römer wurden im Freilichtmuseum ausgestellt

Foto 2: Friso Krüger aus Lüneburg demonstrierte den interessierten Besuchern die Werkzeuge und Arbeitsmethoden aus dem Mittelalter



Diesen Artikel versendenDiesen Artikel ausdrucken


eingetragen: 12.08.2010 - 14:06 Uhr