Oerlinghausen

Beispiele für lokales Handeln können sich sehen lassen
Oerlinghausen beteiligte sich am bundesweiten ?Tag der Regionen?

Oerlinghausen (gs). Wie das Prinzip ?Global denken ? lokal handeln? konkret umgesetzt werden kann, wurde am bundesweiten ?Tag der Regionen? in Oerlinghausen deutlich: Auf dem Rathausplatz präsentierten die Agendagruppen ihre Arbeit der vergangenen zehn Jahre. ?Wir brauchen viele positive Beispiele?, sagte Michael Müller, Staatssekretär im Bundesumweltministerium, ?es geht auf keinen Fall so weiter, wenn es so weitergeht?, zitierte Müller den Schriftsteller Erich Kästner und bezog den Satz auf die Gegenwart. Denn der Mensch sei im Begriff, die eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören. Es sei längst wissenschaftlich erwiesen, dass eine weitere Erwärmung nicht mehr zu verhindern sei. Wenn die durchschnittliche Temperatur weltweit nur um zwei Grad ansteige, könne in Afrika nur noch die Hälfte geerntet werden, in Südamerika werde das Trinkwasser knapp und der steigende Meeresspiegel bedrohe rund 40 Prozent der Küstenbewohner.
?Deshalb müssen wir ganz schnell vormachen, wie wir anders, besser und verantwortungsbewusster leben können?, meinte Müller und nannte vor allem die Bereiche Energieversorgung, Verkehr, Landwirtschaft und Chemie. In Deutschland habe sich bereits einiges getan: Während vor acht Jahren erst 4,5 Prozent des Stroms auf der Basis erneuerbarer Energien hergestellt wurden, seien es inzwischen schon 18 Prozent, für 2020 werde der Anteil etwa bei einem Drittel liegen. ?Bereits 59 Staaten haben nach deutschem Vorbild Gesetze über erneuerbare Energien beschlossen?, so Müller weiter. Unabhängig davon müsse auch der Verbrauch drastisch reduziert werden. Wenn jedoch die Autoindustrie so lange benötige, um sparsame Fahrzeuge mit alternativen Brennstoffen herzustellen, bezeichnete Müller das als Skandal.
Die umweltpolitischen Verbesserungen seien letztlich auch wichtig für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt, sagte der Staatssekretär. ?Wir brauchen viele positive Beispiele?, rief er seine Zuhörer auf, ?machen Sie auch etwas, setzen Sie ein Zeichen hier vor Ort?.
Dass Oerlinghausen hier bereits auf einem guten Weg ist, betonte Bürgermeisterin Dr. Ursula Herbort. So gebe es auch am Ort Bemühungen zum Schutz des Klimas, sagte sie und verwies zum Beispiel auf das Holzheizkraftwerk. ?Ich hoffe, Sie berichten in Berlin, wie vielfältig die Aktivitäten in Oerlinghausen sind?. Denn auch die Bürgerschaft habe viele Ideen entwickelt und setze sich aktiv ein.
Vor genau zehn Jahren haben sich die ersten sogenannten Agendagruppen gebildet. Die Nachbarschaftsinitiative ?Brücke zwischen den Kulturen? kümmert sich um die Integration von Neubürgern in der Südstadt. Die Büchertauschbörse und die Pflanzentauschbörse bringen Literaturliebhaber und Gartenfreunde zusammen, in der Gruppe ?Stadtplanung und Verkehr? werden unter anderem alte Fußwege wiederentdeckt. Seit 2004 kann man bei der ?MahlZeit? jeden Samstag kostenlos in Gemeinschaft essen, und Anfang des Jahres hat sich eine Talente-Tauschbörse gebildet, die bereits 50 Mitglieder hat.
Im Jahr 1992 haben in Rio de Janeiro 178 Staaten die sogenannte Agenda 21 für eine nachhaltige Entwicklung und umweltgerechte Zukunft beschlossen, um die Chancen künftiger Generationen zu wahren. In Rio sei nur ein Signal gegeben worden, meinte Pastor Klaus Sommer, als er die Oerlinghauser Gruppen kurz vorstellte. Nach zehn Jahren örtlicher Arbeit werde deutlich: ?Das ist unser Ding, das muss man hier umsetzen?. (red)



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eingetragen: 22.09.2008 - 10:51 Uhr