Leopoldshöhe

Die Sorge vor ungebändigtem Autoverkehr wächst
?Es muss etwas geschehen? in Heipke

Leopoldshöhe-Heipke (gs). Wie sehr wird der Leopoldshöher Ortsteil Heipke durch Straßenverkehr beeinträchtigt? Die Frage blieb am Montag bei der Versammlung des SPD-Ortsvereins Leopoldshöhe Nord offen. 75 Anwohner waren gekommen, um ihrem Ärger Luft zu machen - sie fühlen sich benachteiligt. Bürgermeister Gerhard Schemmel sah das anders und verwies auf eine komplizierte Rechtslage.
Schemmel ließ keinen Zweifel, dass er persönlich einen Kreisverkehr an der Kreuzung Schackenburger Straße/Schötmarsche Straße grundsätzlich für sinnvoll halte. Der zuvor sehr gefährliche Knotenpunkt sei vor 20 Jahren so ausgebaut worden, wie es damals üblich war: ?Groß, breit, üppig und voll einsehbar?. Eine solche Situation lade zum Schnellfahren geradezu ein. Dennoch habe es seither kaum schwere Unfälle gegeben. Zum Beweis zitierte der Bürgermeister aus einer offiziellen Zählung aus dem Jahr 2006. Danach passierten die L 968 innerhalb eines Tages rund 3.200 Fahrzeuge, auf der L 751 waren es im selben Zeitraum etwa 6.300 Autos. Im Vergleich dazu: In Höhe des Bahnhofs in Asemissen wurden an einem Tag rund 11.200 Fahrzeuge registriert.
Schemmel machte deutlich, dass in Heipke allein das Land zuständig sei. Der Eigenbetrieb ?Straßen.NRW? erkenne allerdings keinen dringenden Handlungsbedarf. ?Wir wurden mit freundlichen Worten vertröstet?, berichtete das Gemeindeoberhaupt. Aus mehreren Gründen sehe er vorläufig keine Chancen, dass ein Kreisverkehr eingerichtet werden kann. Die Finanzlage von ?Straßen.NRW? sei eher schlecht, für den Umbau sei ein langwieriges Planfeststellungsverfahren erforderlich, der vorhandene Radius reiche nicht aus und wenn eine zusätzliche Fläche gepachtet werden müsse, entstehe sofort eine ?große Straßenbaumaßnahme?. Auch die zusätzlichen etwa 40 Lastwagen, die demnächst pro Tag zur neuen Bodendeponie fahren, würden das Verkehrsaufkommen nicht grundsätzlich erhöhen.
Dies sahen die anwesenden Einwohner völlig anders. Gerade in den vergangenen zwei Jahren habe sich der Verkehr sehr erhöht, es habe zahlreiche Beinahe-Unfälle gegeben, so ihre Beobachtung. Daher müsse dringend Abhilfe geschaffen werden, formulierten mehrere Bürger und wurden mit starkem Applaus bedacht. Auch der Hinweis von Kurt Kalkreuter, dem verkehrspolitischen Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, auf die erheblich rückläufigen Unfallzahlen an dieser Stelle, konnte die Anwesenden nicht umstimmen. Man dürfe nicht nur den Zahlen vertrauen, meinten die einen. Man müsse eine aktuelle Zählung vornehmen, forderten die anderen.
?Wir fühlen uns hier in Heipke vernachlässigt?, meinte Sabine Steinkamp, die sich bereits seit langem für eine Entschärfung der Verkehrssituation in dem Ortsteil einsetzt. Es brauche nicht unbedingt ein Kreisel zu sein, aber es müsse unbedingt etwas geschehen. Ihr Mitstreiter Andreas Brinkmann ergänzte: ?Wir haben das Gefühl, das Interesse der Gemeinde hört oben am Berg auf, und wir vermissen klare Signale?.
Als Kompromiss schlug Bürgermeister Schemmel eine erneute Zählung vor, unterstrich jedoch, dass man Asemissen und Heipke auf Grund einer völlig anderen Sachlage nicht vergleichen könne. ?Und ob etwas gemacht wird, entscheidet das Land?. Er wolle deshalb keine unrealistischen Versprechungen machen, die er als Bürgermeister nicht einhalten könne.
Zuvor nahmen 40 Bürger an einem Ortstermin auf der neuen Bodendeponie teil. Sie befindet sich etwa 500 Meter von der Gaststätte ?Zur Erholung? entfernt auf Lagenser Gebiet. Martin Ahle und Christoph Schlegel, Geschäftsführer der DHS Bodenmanagement aus Lage, erläuterten ihr Vorhaben und betonten, dass ausschließlich unbelasteter Aushub (?jungfräulicher Boden?) von Baustellen aus ganz Ostwestfalen angeliefert werde. Die neun Meter hohe Deponie erfülle sämtliche Auflagen des Kreises Lippe.
Zehn Jahre lang werden täglich etwa 40 Lastwagen erwartet, die Anlieferung soll zwischen 7 und 17 Uhr erfolgen. Von der Deponie gehe keine Gefahr, versicherten Ahle und Kühnel. ?Uns macht nur die Schnelligkeit Sorge, mit der hier gefahren wird?, sagten sie, ?wir werden auf jeden Fall eine Geschwindigkeitsbegrenzung und ein Überholverbot beantragen?. (red)

Foto 1: Martin Ahle und Christoph Schlegel, Geschäftsführer der DHS Bodenmanagement aus Lage, stellten dem SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Christian Kühnel (v.l.n.r.) und weiteren Anwohnern aus Heipke das Konzept ihrer Bodendeponie vor.



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eingetragen: 27.04.2008 - 10:47 Uhr