Oerlinghausen

Neue Fenster mit brachialer Gewalt zerstört
Entsetzen und Traurigkeit unter den JZO-Besuchern

Nicht mal einen Tag lang hielten die neuen Fenster im autonomen Jugendzentrum Oerlinghausen (JZO), da waren sieben von zehn schon mutwillig zerstört worden. Beweisen können sie bisher nichts ? aber die Jugendlichen sind sich sicher, dass diese Tat durch Leute aus der Neonaziszene verübt worden ist. Eine Solidaritätskundgebung mit vielen Besuchern fand vergangenen Samstag auf dem Rathausplatz in Oerlinghausen statt.
Zum Warmhalten und auch als Lärmschutz bei Konzerten sollten die neuen Fenster dienen, dafür wurde zwei Jahre lang gespart. Vor knapp zwei Wochen war es dann soweit: Die Fenster wurden eingebaut und noch in derselben Nacht mit Hilfe von Brecheisen beziehungsweise Baseballschlägern zerstört. ?Die Täter kamen in der Nacht vom 16. auf den 17. Juni und hatten es ausschließlich auf die neuen Fenster abgesehen?, so eine Sprecherin des JZO, ?teilweise mussten durch brachiale Gewalt auch die Sprossen daran glauben?. Der Schaden beläuft sich locker auf 5.000 Euro, das Geld haben die Jugendlichen natürlich nicht mehr in der Kasse. Angst haben sie mittlerweile - denn das ist nicht das erste Mal, dass sie vermutlich wiederum Opfer von rechter Gewalt geworden sind. Bereits 2006 wurden Fenster kaputt gemacht, Hakenkreuze an die Wände geschmiert und Gäste von vermummten Gestalten verfolgt. Die Angst ist auch ein Grund, dass sie namentlich nicht in der Presse erscheinen möchten.
?Wie sagt man so schön: Das Geld zum Fenster rausschmeißen. Geld, Fenster und schmeißen sind die Worte, die das JZO momentan schwer beschäftigen?, so die Rednerin des Jugendzentrums, ?wir haben in den letzten Jahren immer auf ein Ziel hingearbeitet und das waren neue Fenster. Überall wurde gespart und ein Teil der Einnahmen des Weihnachtsmarktes wurde vom Verkehrs- und Verschönerungsverein Helpup eigens für diesen Zweck gespendet. In den letzten Wochen schien der Traum nun in Erfüllung zu gehen, das Geld reichte. Als Jzler kann ich nur sagen, dass es ein wahres Glücksgefühl ist, vor etwas zu stehen, worauf man drei Jahre hingearbeitet hat?. Leider haben die Fenster nur 13 Stunden überlebt und momentan wissen die Jugendlichen nicht, wie es weiter gehen soll. Solidarisch mit den Jugendlichen erklärten sich viele Bürgerinnen, Bürger und Gruppierungen. Durch Reden wurden die jungen Leute ermuntert, weiter zu machen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Auch Spendenboxen wurden ?gefüttert?, damit vielleicht möglichst schnell die defekten, mit blauer Plane verhängten Fenster wieder ersetzt werden können. Wer noch den ein oder anderen Euro übrig hat, der kann es auf das Konto 506 5859 bei der Sparkasse Lemgo (BLZ 482 50110) überweisen. (red)

Foto 1: Zahlreiche Menschen bekundeten ihre Solidarität zu den jungen Menschen des Jugendzentrums Oerlinghausen

Foto 2: Fenster zersplittern ? wir nicht!?, so prangt es in großen Lettern an der Außenwand des Jugendzentrums



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eingetragen: 24.06.2007 - 11:11 Uhr